© Christoph Josten
Die in unseren Breiten nur etwa 15 m großwerdende Mehlbeere hat ihren Namen den Früchten zu verdanken. Die Beeren, die botanisch korrekt als Äpfel zu bezeichnen sind, schmecken mehlig und eher langweilig. Es gibt nur vereinzelt Berichte in denen sie als Delikatesse bezeichnet werden.
In früheren Zeiten wurden sie gerne zum Strecken des Mehls verwendet daher der Name „Mehlbeere“. In Gebirgsregionen fanden die Früchte zudem in der Volksmedizin bei Husten, Durchfall und Katarrh Verwendung. Für Vögel wie Drosseln, Dompfaffe oder Seidenschwänze sind die rotgefärbten Kernfrüchte besonders attraktiv. Auch bei Mäusen oder Wildschweinen ist das, was ihre gefiederten Konkurrenten bis zum Frühjahr übriglassen, sehr begehrt. Die Fruchtstände sind sogenannte Wintersteher. Sie fallen erst im darauffolgenden Frühjahr ab.
Die Mehlbeere ist eine Lichtbaumart, die nach der letzten Eiszeit über Südosteuropa bei uns eingewandert ist. Sie bevorzugt quarzfreie, kalkige Böden und kommt daher in Norddeutschland seltener vor. In Skandinavien gibt es eine Unterart, die sich „Schwedische Mehlbeere“ nennt. Diese gilt als resistent gegen Temperaturschwankungen und Trockenperioden. Bei uns wird sie daher seit ca. 100 Jahren vor allem als Allee- und Parkbaum geschätzt. Die heimische Mehlbeere hingegen tritt aufgrund ihrer Lichtbedürftigkeit in unseren Forsten vor allem in Mittel- und Niederwäldern sowie an Waldrändern als Begleitbaumart in Erscheinung.
Bastardisierungen mit Verwandten wie der Vogelbeere oder Elsbeere treten häufig auf. Allerdings sind diese Exemplare in aller Regel steril und können sich nur noch vegetativ vermehren. Den Bastarden ist das von außen allerdings nicht anzusehen, da sie wie alle anderen Mehlbeeren blühen und sogar Früchte ausbilden. Als Beispiel für Letztere sei die Hersbrucker Mehlbeere, ein Hybrid aus Mehlbeere und Vogelbeere genannt. Bis heute wurden von dem Biologen Norbert Meyer aus der Frankenalb mehr als 30 (!) solcher Kreuzungen beschrieben und es ist zu erwarten, dass im Laufe der nächsten Jahre noch weitere hinzukommen werden.
Oft wird das Holz unter dem Namen „Schweizer Birnbaum“ vermarktet. Die Mehlbeere ist überwiegend in der Möbelproduktion gefragt. Sie hat einen hellen Splint, der nach dem Dämpfen hellbraun bis rosa wird. Die außerordentliche Härte führte dazu, dass es früher auch für die Herstellung von Zahnrädern, Tabakpfeifen oder Werkzeugstielen verwendet wurde.