Wälder der Zukunft: „Klimabahnhof“ in Spalt eröffnet

Das Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Roth-Weißenburg i.Bay. eröffnete mit dem 2. Bürgermeister Dieter Selz den ersten „Klimabahnhof“ nahe des Schnittlinger Lochs. Der Zug, der als Sinnbild für den Klimawandel dort erwartet wird, bringt neben veränderten Klimabedingungen auch neue Baumarten mit.

Im Frühjahr 2022 wurden hier auf einem halben Hektar insgesamt 1900 junge Bäume gepflanzt. Die Baumarten dafür wurden aus Gegenden mit dem Klima von morgen ausgewählt.

Eine Reise in die zukünftigen Klimazonen unserer Region

Klimawandel

Die neue Anpflanzung liegt in der Nähe des zum Schnittlinger Loch führenden Wanderweges. Hier wurden insgesamt drei Haltestellen des „Klimazugs“ mit verschiedenen Baumarten angelegt. Die Hintergründe des Projektes der analogen Verwendung von Baumarten aus Regionen, in welchen bereits heute das in Spalt künftig zu erwartende Klima herrscht, erläuterten Revierleiter Karl Engelhardt und Abteilungsleiterin Elena Falk bei Sonnenschein und hohen Temperaturen. „Aufgrund der klimatischen Veränderungen wird unser Wald von morgen anders aussehen, als wir es bisher gewohnt sind. Kiefer und Fichte kommen zunehmend unter Stress, sodass wir beim Waldumbau auf klimatolerante Baumarten setzen“ berichtet Revierleiter Karl Engelhardt.

Baumarten

Doch welche Baumarten eignen sich für den Waldumbau in den Spalter Wäldern? „Um die Baumarten zu finden, die sich zukünftig im heimischen Wald wohlfühlen, arbeiten wir mit sogenannten „Klimaanalogien“. Wir identifizieren Regionen in Deutschland und Europa, in welchen heute bereits das Klima vorkommt, welches in 20, 60 und 80 Jahren in Spalt erwartet wird. Die Baumarten der dort vorhandenen Wälder werden dann in Form eines „Klimabahnhof“ gepflanzt.“ erläutert Elena Falk.

Der „Klimabahnhof“

Der „Klimabahnhof“ ist ein Sinnbild für die durch die globale Erwärmung ausgelöste Veränderung der Wohlfühlzonen unserer Baumarten. Das Grundprinzip der Klimaanalogien ist einfach: Wir wählen einen konkreten Standort aus, für den wir - basierend auf Szenario-Rechnungen von Klimamodellen - das Klima bis zum Jahr 2100 fortschreiben. Nun suchen wir zuerst in Europa und dann sogar in der ganzen Welt Regionen, in denen das heutige Klima unserem Klima von "morgen" so ähnlich wie möglich (analog) ist. Ein Blick in diese Analog-Regionen ist wie ein Blick in die mögliche Zukunft unseres Waldes. Durch eine Fahrt mit dem Klimazug kann man somit erfahren, welche Bäume für die Ausgangsregion in der Zukunft denkbar wären.

Heilbronn, Rheingraben und schließlich Frankreich

Heilbronn und Rheingraben im Jahr 2040

Für den „Klimabahnhof“ in Spalt gilt dann: Ausgehend von dem Klima im Jahr 2000 , findet der „Reisende“ das im Jahr 2040 in Spalt erwartete Klima bei Heilbronn wieder. So viel hat sich am Wald also noch nicht geändert. Im Jahr 2060 herrscht jedoch in Spalt voraussichtlich das heutige Klima des Rheingrabens – und damit bereits 2,5 Grad Celsius höherer Sommertemperatur als noch im Jahr 2000. Im Rheingraben finden sich überwiegend Laubgehölze in den Wäldern. Das AELF hat dies übernommen und im Spalter Klimabahnhof das Wildobst und die Walnuss mit der Hainbuche vergesellschaftet und in der Anbauformation „Nelderrad“ gepflanzt. Auch die Rotbuche hat hier ihren Platz gefunden.

Südfrankreich im Jahr 2080

Mit zunehmender Temperatur erreicht der Klimazug weiter entfernte Gebiete. 2080 befinden wir uns klimatisch bereits nördlich des Rhonetals im südlichen Frankreich. Nadelhölzer spielen hier nur noch eine ganz untergeordnete Rolle im Waldbild. So auch an der nächsten Haltestation in Spalt: hier bilden die bei uns seit jeher heimischen Baumarten Trauben- und Stieleiche, die Hainbuche und die Elsbeere den zukünftigen Waldbestand.

Rhonetal, Frankreich im Jahr 2100

Die vorläufige Endstation mit dem für das Jahr 2100 vorhergesagten Spalter Klima liegt tief im Rhonetal Frankreichs. Hier herrschen ebenfalls die Eichenarten vor. Die wärmetolerante Esskastanie und die Vogelkirsche kommen noch hinzu. Beide sind deswegen auch im Frühjahr in Spalt gepflanzt worden. Der „Klimazug“ unternimmt so etwa 1000 Kilometer lange Reise – und kann nun bei einem deutlich kürzeren Spaziergang verfolgt werden. Mit den 1900 gepflanzten Bäumen hat das AELF zusammen mit der Stadt die richtige Wahl für die künftigen Spalter Wälder getroffen und einen Grundstein für einen zukunftsfähigen Spalter Stadtwald gelegt. „Die Stadt Spalt hat auf ihren Waldflächen den ersten „Klimabahnhof“ im Landkreis angepflanzt und nimmt somit eine Vorreiterrolle bei der Suche nach geeigneten Baumarten für den Waldumbau ein!“ freut sich Karl Engelhardt. Und auch Herr Selz zeigte sich begeistert von den laufenden Projekten zum Waldumbau: „Die Stadt Spalt ist sich der Bedeutung der umliegenden Wälder bewusst. Wir unterstützen daher mit dem ganzen Stadtrat per Beschluss Initiativen zur Begründung klimatoleranter Wälder im Stadt- und Privatwald. Neben dem neuen Klimabahnhof ist das Waldumbauprojekt Bärenburg mit seinen aktiven Waldbesitzern beispielhaft.“